Die Glasharmonika

Die Glasharmonika gehört zu den Idiophonen oder Selbstklingern. Glas von geeigneter Form läßt sich durch Anschlagen oder Reiben zum Klingen bringen. Beide Spielarten werden auch in Musikinstrumenten eingesetzt.

Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts lassen sich in Europa solche Glasspiele nachweisen, sie werden seit Beginn des 18. Jahrhunderts vor allem in England beliebt.

Benjamin Franklin (1706-1790), als Diplomat im amerikanischen Diensten seit 1757 in London tätig, erfand um 1760 die Glasharmonika, indem er abgestimmte gläserne Schalen auf einer gemeinsamen Achse befestigte und diese durch Fußantrieb in Bewegung setzte. Durch Druck der angefeuchteten Finger auf die rotierenden Ränder der Schalen entsteht ein musikalisch brauchbarer Ton.

Reisende Virtuosen machten das neue Instrument bald auf dem Kontinent bekannt, das von zahlreichen Instrumentenmachern nachgebaut wurde, vor allem in Böhmen, Bayern und Thüringen. Am erfolgreichsten war Marianne Kirchgäßner (1769-1808), für die alle großen Komponisten ihrer Zeit eigens gewidmete Werke schrieben. Bis heute bekannt ist das Adagio Köchel-Verzeichnis Nr. 356 von Wolfgang Amadeus Mozart und sein Quintett für Glasharmonika, Flöte, Oboe und Violoncello Köchel-Verzeichnis Nr. 617.

Durch die angeblich nervenschädigende Wirkung auf den Spieler, vor allem aber durch die Verbreitung des Hammerklaviers und der im Klang konkurrierenden Physharmonika geriet das Instrument ab etwa 1830 in Vergessenheit, erst seit 1981/83 wird es wieder gebaut und gespielt.